Diesen Satz habe ich in den letzten 20 Jahren in meiner Arbeit als Seminarleiter immer wieder gehört.
Meine Teilnehmer stellen mir diese Frage in fast jedem Seminar und mir wird schon schwindelig, bei diesem Gedanken an "Selbstliebe".
Genau darum will ich hier in diesem Beitrag mit diesem Thema Licht in die geistige Dunkelheit bringen.
Es ist wunderbar, wenn du dich selber lieben kannst und wenn es für dich funktioniert, doch was ist denn mit den Menschen, die glauben, dass sie es nicht schaffen, sich selbst zu lieben?
Das ist eine sehr traurige und hoffnungslose Erkenntnis und sie gibt dir das Gefühl, nicht in Ordnung zu sein.
Früher habe ich mir damit immer sehr viel Stress gemacht, ich dachte auch, dass ich zuerst lernen muss, mich selbst zu lieben und das erst dann für mich die Möglichkeit entsteht, andere zu lieben.
So sehr ich es auch versucht habe, es ist mir immer nur teilweise gelungen und nach kurzer Zeit war das Gefühl auch schon wieder verschwunden.
Es war am Ende so, dass es umso schwerer wurde, in dem Maße, wie ich mich bemühte und es unbedingt wollte.
Das ganze Thema "Selbstliebe" kam mir so vor, als müsste ich mein Leben lang darum kämpfen. Ich konnte einfach nicht loslassen von dieser Vorstellung.
In dieser Zeit, in der ich mit aller Kraft versucht habe, mich selbst zu lieben, habe ich viele Ratschläge und Anregungen erhalten von dem, was ich tun sollte und was ich besser lassen soll in dieser Angelegenheit, doch letztendlich ist das Gefühl geblieben, dass es nicht wirklich funktioniert.
1. warum Selbstliebe in dieser Form nicht funktioniert,
2. wie du Selbstliebe richtig praktizierst und in dein Leben bringst (Ich verrate dir mein Geheimnis),
3. sechs Übungen zur täglichen Anwendung aus meinem Leben zum Thema Selbstliebe,
4. was Liebe nicht bedeutet
Die Aufforderung sich selbst zu lieben ist doch im Grunde eine Anweisung an deinen Verstand, etwas zu tun.
Du kannst dir nicht befehlen, dich zu lieben, das wäre so als würde ich dir sagen, dass du eine bestimmte Person jetzt lieben sollst. Glaubst du, das würde funktionieren?
Wohl eher nicht, denn Liebe ist etwas, dass entweder entsteht oder nicht. Aber garantiert nicht auf Kommando.
Liebe ist wie eine zarte Pflanze, die du sorgsam pflegen und behüten musst. Sie entsteht, wenn du verstehst, was dein Leben ausmacht.
Und außerdem ist es deinem Verstand unmöglich zu lieben und schon gar nicht sich selber.
Liebe sitzt nicht oben in deinem Kopf (Verstand), sondern eher in deiner Herzregion, also weit entfernt von deinem Denken, darum ist es eher ein Gefühl in deinem Körper.
Wenn "Liebe dich selbst" dir nicht gelingt, dann entstehen Gefühle und Glaubenssätze in dir, die dein Leben schwer und unglücklich machen.
Das sind meistens Gefühle wie Zweifel, Selbstablehnung, Ohnmacht, Ängste und Unsicherheiten.
Diese widerum führen zu deinen falschen Annahmen und Glaubenssätzen, wie nicht gut genug zu sein, nicht liebenswert zu sein und so weiter.
Es erzeugt in deinem Kopf die Geschichte, dass du jetzt so wie du bist, nicht in Ordnung bist, weil du dich nicht genug selber liebst. Das ist das Rezept, mit dem du dich selber ablehnst.
Zunächst einmal möchte ich dir einen Vorschlag machen: Wie wäre es denn, wenn du den Gedanken, dich selbst lieben zu müssen einfach aufgeben würdest?
Das heißt, wenn du dich gar nicht selber lieben müsstest?
Fühl mal in dich hinein, wie fühlt sich das an?
Nimm dir kurz Zeit und spüre deinen Atem in dir, dann fühle, wie es sich anfühlt, sich nicht lieben zu müssen.
Wer wärst du ohne diesen Gedanken, dich lieben zu müssen?
Bestimmt fühlst du Erleichterung und kannst gerade tief durchatmen.
Du denkst wahrscheinlich, dass du ohne diese Gedanken, dich lieben zu müssen, frei wärst und genau so ist es auch.
Es ist nur eine Vorstellung in deinem Kopf, die dich unglücklich macht. Dieser unruhige Gedanke in dir.
"Selbstliebe bedeutet sein LEBEN ZU LIEBEN"!
Wie klingt das? Als ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, da war es als würde ein tiefes Verstehen in mir angezündet, und ich habe gelernt nach und nach die Liebe in meinem Leben zu erweitern.
Nur sich selbst zu lieben ist doch einzig auf deine Person gerichtet, doch du bist doch mehr als das.
"Alles was du erlebst und was dich ausmacht, ist dein Leben!"
"Liebe dich selbst" ist wie als würde der Doktor nur das Symptom behandeln, es würde zu einer kurzfristigen Erleichterung führen, jedoch würde im Kern das Problem bestehen bleiben.
Dein Leben zu lieben bedeutet dich mit all deinen Stärken und Schwächen, deinen Siegen und Niederlagen zu akzeptieren.
Es bedeutet, dich mit all deinen Gefühlen, den guten wie den schlechten anzunehmen, es bedeutet, dein gesamtes Leben in seiner wahren Schönheit zu sehen und zu akzeptieren.
Es bedeutet aber auch, das Gute in deinem Leben zu sehen und wahrzunehmen.
Wie kannst du das eine ablehnen und das Andere annehmen? Du bist ein Mensch, der in jeder Situation seines Lebens sein bestes gegeben hat, welches ihm in diesem Moment zur Verfügung gestanden hat.
Wenn du erkennst, dass das alles zu deinem Leben gehört und das genau das bedeutet, ein Mensch zu sein, dann wirst du die Liebe zu deinem Leben spüren können.
Wenn du anfängst, dein Leben zu lieben, ohne es mit anderen zu vergleichen, dann wirst du auch nichts mehr tun, was dich selber verletzt.
Du wirst dich auch nicht mehr von anderen verletzten lassen. Die Anderen werden weiterhin zu dir sagen, was sie sagen, aber du wirst deine Zeit nicht mehr damit verschwenden, dagegen anzukämpfen.
Du wirst halt verstehen, dass sie auch nur Menschen sind, die Ihr bestes im Leben versuchen.
Du wirst nicht mehr gegen jemanden oder etwas kämpfen müssen. Du wirst dann nach deinen eigenen Vorstellungen handeln und wirst immer sagen, was du zu sagen hast, aus tiefstem Herzen.
Du wirst aufhören andere zu verurteilen, weil du verstanden hast, dass jedes Urteil ein Urteil über dich selber ist und dir deinen Frieden raubt.
Je mehr du diese Liebe für dein Leben spürst, desto weniger wirst du für Täter, Angreifer und Machthaber interessant sein, denn du bietest einfach keine Angriffsfläche mehr.
Wenn du selber in der Lage bist, dein Leben zu lieben und all ein Geschenk zu sehen, dann werden die Menschen in deiner Umgebung, die von dir abhängig waren und viel von dir gefordert haben, genau spüren, dass du nicht mehr bereit bist, Dinge zu tun, die dir selber schaden oder dich verletzen.
Du wirst Menschen in dein Leben ziehen, die gerne Zeit mit dir verbringen, weil du dein Leben wertschätzt und über alles liebst.
Es ist schön mit jemandem zusammen zu sein, der so lebt und du wirst mit diesem Verhalten andere in deiner nähe daran erinnern, dass sie es auch für sich tun können.
"Wichtig ist an dieser Stelle, dass du dich zu Beginn entscheiden musst, die Liebe zu deinem Leben zu leben!"
Jetzt kommen wir zu meinen Lieblingsübungen, die ich seit 20 Jahren in meinem Leben praktiziere und die zu einem bewussteren Leben und Erleben in meinem Leben führen.
Sie sind meine größte Unterstützung und haben mein Leben bis zum heutigen Tage zu einem Leben voller Liebe gemacht.
1. Die Einschlaf- und Aufwachübung
Vor dem Einschlafen liege ich im Bett und schaue zurück auf den Tag. Ich frage mich, was war gut und was ist mir heute gut gelungen?
Ich lasse diese Erlebnisse vor meinem inneren Auge noch einmal ablaufen und danke mir für das, was mir gut gelungen ist.
Dann danke ich dem großen Universum für diesen wunderbaren Tag und das ich ihn in Gesundheit und Freude erleben durfte.
Vor dem Wachwerden, also kurz bevor ich meine Augen öffne, nutze ich den Moment, an dem mein Unterbewusstsein noch aktiver ist als mein Oberbewusstsein, das ist übrigens auch kurz vor dem Einschlafen so.
Meine ersten Gedanken sind: Danke, dass ich einen weiteren Tag erwacht bin, gesund und voller Vitalität, von Tag zu Tag geht es mir immer besser in allen Lebensbereichen und ich bin dankbar für all die Fülle, in der ich lebe.
Das sind meine Abend- und Morgen-Mantras:
Seit 20 Jahren verbringe ich jeden Morgen eine kurze Zeit damit, in mein Tagebuch 3 schöne Momente einzutragen vom Tag davor.
Es sind Momente , die mein Herz berührt haben und genau diese erleben wir alle an jedem Tag.
Diese Übung hilft dir, dein Bewusstsein neu auszurichten auf die guten Erfahrungen in deinem Leben.
An jedem Morgen der letzten 20 Jahre verbringe ich eine stille Zeit mit mir alleine, ohne Ablenkung.
Alles ist still, ich sitze einfach nur da und spüre mich und mein Leben. Das ganze dauert in der Regel mindestens 1 Stunde und macht mich glücklich. Du kannst es auch "Meditation" nennen.
Ich schreibe mir mindestens einmal in der Woche eine Liste in mein Tagebuch, wofür ich in meinem Leben dankbar bin.
Dazu gehört für mich alles, was in meinem Leben ist und insbesondere Dinge wie: Gesundheit, meine Frau und mein Sohn, meine wunderbare Berufung, die es mir erlaubt so zu arbeiten, wie es mich von Herzen erfüllt usw.
Manchmal gibt es Momente, in denen ich mich nicht gut fühle, egal aus welchem Grund.
Dann kommt so ein merkwürdiges Gefühl auf, irgendetwas tun zu müssen oder zu verändern.
Zur gleichen Zeit fühle ich mich dabei aber nicht gut mit dem Gedanken jetzt einfach zu reagieren.
Ich stelle mir dann die folgende Frage: "Ist es jetzt liebevoll mir selbst gegenüber dies oder jenes zu tun?"
Ich prüfe jeden Gedanken, der mir dann in den Sinn kommt und spüre in mir nach. Das hilft mir angemessen zu entscheiden, was ich wirklich tue und brauche.
6. Warum andere froh sein können, mich in ihrem Leben zu haben
Liebe bedeutet nicht, etwas zu tun. Es geht darum, zu erkennen, wer du bist und was dich ausmacht.
Was deine wichtigsten und positiven Eigenschaften sind. Je klarer dir ist und du spüren kannst, wie wertvoll du doch bist, umso mehr werden die Menschen in deiner Umgebung das spüren.
Mir hilft dabei die folgende Übung. Ich finde meine besten und liebenswürdigen Eigenschaften heraus und schreibe sie auf. Ich beginne jeden Satz mit "Ich bin ..., z.B. freundlich, liebenswert, mutig, hilfsbereit, stark usw. ...
So, an dieser Stelle will ich noch klären, was an dem Thema "Liebe" oft falsch verstanden wird, also was "Liebe" nicht heißt:
... das du das Verhalten anderer Leute aushalten und erdulden musst,
... dass du niemanden verletzen darfst, wenn du Entscheidungen für dich triffst,
... dass du dich selber quälst und leidest. Du erhältst dafür auch keine Belohnung. Sich für sich selbst und sein Lebensglück zu entscheiden, ist nicht verantwortungslos,
... dass du für die Verantwortung, für das Glück und das Wohlergehen eines anderen Menschen verantwortlich bist,
... dass du keine Wünsche und Bitten an andere Menschen richten darfst.
Das ist einer der größten Konflikte um das Verständnis der Liebe. Ja, es stimmt, dass die Liebe nichts fordert und wünscht, doch ein Mensch zu sein, bedeutet auch, dass du Bedürfnisse und Wünsche hast.
Wenn du dein Leben und damit dich liebst, dann kannst du dir auch erlauben, deine Bedürfnisse zu erfüllen.
Liebe bedeutet, dein ganzes "Sein" zu lieben, das umschließt deine gesamte Existenz mit allem, was da ist.
Liebe dich für deine Fehler und für deine Fehltritte, denn sie sind Teil deines Weges und höre auf damit, dich und andere zu verurteilen, damit fügst du dir nur selber Schmerzen zu.
Das, was ich heute geschrieben habe, war mir seit Tagen schon ein Anliegen und jetzt bin ich glücklich, dass ich es endlich niedergeschrieben habe.
Hat es dich berührt oder bewegt es etwas in dir? Ich hoffe ja, denn wenn das mit dem Zwang zur Selbstliebe bei dir jetzt aufhört, wirst du dich freier in deinem Leben bewegen können.
Ich zumindest fühle mich damit bei weitem liebenswürdiger.
Über einen Kommentar deinerseits würde ich mich auch sehr freuen.
Von Herzen
Uwe
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Annika Nebel
Dein Artikel und Deine Sichtweise hilft mir gerade sehr.
Vielen Dank dafür.
Uwe Trevisan
Markus Schüller
du hast vollkommen recht. Es ist der Ansatz der Sichtweise auf das Thema.
Du kannst dich erst selbst lieben und annehmen, wenn Du Dein Leben selbstbestimmt gestaltest, und nicht erst dich selber lieben um Dein Leben zu verändern.
Auch in mir hat sich gerade vieles erklärt.
Danke für Deine Beiträge. Sie sind so wertvoll, weil Du Sie aus dem Leben erzählst.
LG Markus
Uwe Trevisan
danke dir!
Elisabeth S.
Iulia
seit Jahren kämpfe ich mit die Selbstliebe. Ich versage es mächtig... Heute, beim lesen deiner blog habe ich auch verstanden warum. Danke
Ulrike Röttger
Alle lieben Grüße
Ulrike
Uwe Trevisan
das freut mich sehr.
Lg
Uwe
Mandy M
Eveline Henschel
Uwe Trevisan
danke für deine herzlichen Worte.
Lg
Uwe
Mandy
so ein wundervoller Beitrag, ich danke Dir von Herzen! Du hast es sehr einfühlsam und verständlich geschrieben und es berührt mich, danke!
Liebe Grüße
Mandy
Uwe Trevisan
vielen lieben Dank!
Lg.
Uwe
Marion
Uwe Trevisan
das freut mich sehr. Lg. Uwe
Bianca
Uwe Trevisan
danke dir für deine lieben Worte.
Uwe
C. Rueckwardt
Uwe Trevisan
es berührt mich, das es dich berührt hat.
Liebe Grüße
Uwe
Hilde Baum
Uwe Trevisan
Lars Kaltenbach
Uwe Trevisan
Danke, dir für deine Worte der Anerkennung!
Grüße
Uwe
Frank Wintrop
Doris Linden-Schultz
Uwe Trevisan
ich danke dir für deinen Kommentar. Es ist mir eine wahre Herzensangelegenheit über diese Dinge zu schreiben. Herzliche Umarmung an dich!
Uwe
Verena Sauer
Verena
Uwe Trevisan
Danke für deine aufrichtigen Worte. Ich bin gerade mal sehr froh, das mein Beitrag dich erreicht hat.
Herzliche Grüße an dich
Uwe
Was denkst du?